Boxenstopp vor der Dreifaltigkeitskirche

Vesperkirche in Leutkirch findet von Tag zu Tag mehr Anklang

„Die Vesperkirche unterwegs“ hat in Leutkirch vom 13. bis 18. Juni Station gemacht. In diesen Tagen gab sie von 11 bis 13.30 Uhr auf dem Martin-Luther-Platz Vesperboxen aus. Nach einem zögerlichen Auftakt wurde das Angebot immer besser angenommen. Am heutigen Freitag ist dann Schluss.

Vesperkirche im Sommer? Jeder verbindet Vesperkirche mit offenen Kirchentüren an kalten Wintertagen, guten Gesprächen bei einem warmen Essen und Begegnungen mit allen sozialen Schichten. Doch währen der Corona-Zeiten ticken auch in der Vesperkirche die Uhren anders. Ursprünglich war in Leutkirch eine Vesperkirche Mitte Januar geplant. Aber wegen sehr hoher Inzidenzwerte wurde sie abgesagt – und auf die Juni-Tage in der „Woche der Diakonie“ verschoben. Zwar war wegen der Pandemie ein gemeinsames Essen im Gotteshaus immer noch nicht möglich, aber die Ausgabe von Vesperboxen auf dem Martin-Luther-Platz spielte sich dann doch ein.

„Nach einem verhaltenen Start am Sonntag, als wir nur 24 Boxen verteilen konnten, gaben wir zum Beispiel am Montag 70 Boxen weiter, am Dienstag waren es 48 und am Mittwoch 75.“ Das erklärt Ralf Brennecke, Geschäftsführer der Diakonie Oberschwaben-Allgäu-Bodensee, die zusammen mit der Johannes-Ziegler-Stiftung das rein auf Spenden basierende Projekt stemmt. Nach einer kurzen Anlaufschwierigkeit sei die Vesperkirche im Bewusstsein der Menschen in Leutkirch angekommen – nicht zuletzt auch wegen des engagierten Mitarbeiterteams, das am Ausgabenstand vor der Kirche, aber auch in der Innenstadt auf die Passanten zugegangen sei, auf die Vesperkirche aufmerksam gemacht und Boxen verteilt hätten.

„Ich habe gerade eben eine Vesperbox bekommen. Ich würde gerne dafür etwas geben.“ Nicht selten haben die Beschenkten mit einer Spende reagiert, die natürlich gerne angenommen wurde. Aber grundsätzlich sind die Vesperboxen kostenfrei und für alle Leutkircher gedacht. „Vesperkirche ist offen für alle“, sagt Brennecke. „Jeder ist willkommen“. Und da Kommunikation auch zur Vesperkirche gehört, blieb es deshalb nicht nur beim kurzen Austausch während der Boxenausgabe, auch am Telefon wurden Gespräche angeboten. Per Zufallsprinzip wählte man Nummern aus, und viele der Angerufenen reagierten freudig überrascht, worauf sich angenehme Unterhaltungen ergaben. Diese Erfahrungen entschädigten die Ehrenamtlichen dann dafür, wenn schon mal unwillig aufgelegt wurde.

Die Vesperkirche steht in diesem Jahr unter dem Motto „Ich sehe deine Not“. Allerdings räumt Brennecke ein, dass soziale Not im Winter mehr auffällt als im Sommer. Das sei schon ein großer Unterschied. So habe die Aktion in Leutkirch eher etwas von einem Gemeindefest. Das kann der evangelischen Kirchengemeinde auch recht sein, die ihr Gotteshaus als Veranstaltungsort zur Verfügung stellte und sich dankbar zeigte für die vielen Ehrenamtlichen, die Brote schmierten, Boxen packten, verteilten, bei Bedarf ausfuhren – und auch der Andacht beiwohnten, mit der täglich die Vesperkirche um 14 Uhr schließt.